Neu erschienen in der Buchreihe Aktivismus- und Propagandaforschung ist der englischsprachige Band The Film of the Islamic State: The Cinefication of Jihadi Video von Yorck Beese. Medienwissenschaftler und Filmschaffender Beese war Mitarbeiter der Nachwuchsforschergruppe „Dschihadismus im Internet“ (Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 2017-2022). Die rund 400 Seiten umfassenden Dissertation entstand in diesem Rahmen und wurde von Prof. Oliver Fahle und Prof. Johann Büssow an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) betreut.
Beese befasst sich nicht nur mit der Videopropaganda des so genannten „Islamischen Staat“, sondern auch mit den Filmen von dessen Vorgängerorganisationen. Umfangreich und detailliert beschreibt und untersucht er verschiedene Dimensionen und Facetten: einzelne zentrale Videoreihen (z.B. Inside the Khilafa), Themen und Genres (Krieg, Kinder) wie der Gestaltung und eingesetzte Videotechnik der Propaganda. Dabei wird auch der Frage nachgegangen, inwiefern die IS-Videos tatsächlich „wie Hollywood“ seien, was seinerseit häufiger festgestellt wurde, und als Phänomen der digitalen Post-Cinema-Medienwelt zu betrachten ist.
Das Buch bietet einen bislang international einzigartigen Tiefeneinblick in die sunnitisch dschihadistische Propagandaproduktion und -inhalte wie generell eine rare Rundumstudie, was die eng am Material entfaltete Vielschichtigkeit (extremistisch-)propagandistischer Medientexte und die Möglichkeiten ihrer Analayse betrifft. Wenn auch ein eigenständiges Werk lässt sich The Film of the Islamic State: The Cinefication of Jihadi Videos als Ergänzung zum und Schwerpunktvertiefung des breiter gefassten Sammelbands Propaganda des Islamischen Staat: Formen und Formate betrachten. In diesem findet sich bereits ein Beitrag von Beese zu Animationen in dschihadistischer Videopropaganda finden.
The film of the so-called Islamic State is part of the still relatively opaque history of radical Sunni Islamist video propaganda, a field in which it is simultaneously its strongest exponent. Through its imports of aesthetics in the age of digitalization and the concurrent de-professionalization of film, this violent propaganda film has interestingly drawn attention for its seeming likeness to Hollywood film, an odd comparison that the Islamic State itself opposes through its own filmic antagonisms to commercial cinema. In an intermittent attempt at attacking cinematic illusionism, it has made increasing use of cinematic devices in order to communicate its violent and anti-humanist ideology – and has thereby entered a state of filmic self-contradiction. This book analyzes and uncovers the mechanisms and dynamics of ideological communication in the Islamic State’s videos through a combined historical and neoformalist approach, making them predictable for future researchers.
(zyw)