Propaganda & Medienwissenschaft

‚Propaganda‘ und Medienwissenschaft war der Titel eines Workshop-Panels, das am 27. September 2018 auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaft (GfM) in Siegen stattfand.

Prof. Dr. Kathrin Fahlenbrach (Universität Hamburg), Prof. Dr. Jens Eder (Filmuniversität Babelsberg „Konrad Wolf“), Dr. Anne Ulrich (Eberhard Karls Universität Tübingen) und ich, Dr. Bernd Zywietz (Johannes Gutenberg-Universität Mainz; Organisator und Moderator des Panels), befassten uns in Impulsvorträgen mit Thema Propaganda als Begriff und Gegenstand (oder Desiderat) der Medienwissenschaft, um im Anschluss mit dem Fachpublikum darüber zu diskutieren.

Das (hier leicht gekürzte und in einem Punkt ergänzte) Abstract zur Veranstaltung skizzierte neben dem Ziel Anlass und Hintergrund für die Beschäftigung damit:

Im Gegensatz zur wirkungsfokussierenden Kommunikationswissenschaft, die Wurzeln in der Propagandaforschung besitzt, befasst sich die geistes-, kultur- und kunstwissenschaftlich orientierte Medienwissenschaft bisher nur selektiv und zögerlich mit dem umstrittenen Thema und Begriff ‚Propaganda‘ (z.B. Analysen ausgewiesener Propagandafilme oder kritische Theoriebildung). Dabei machen gegenwärtige Formen der religiös- und politextremistischen Medienpraxis, des Online-Dschihadismus oder des Rechtspopulismus „Propaganda“ wieder zum akuten Gegenstand der öffentlichen Agenda. Ihre Formen im Social Web verlangen verstärkt nach medienwissenschaftlichen Analysen und Perspektiven.

Über bloße Abgrenzungsversuche hinaus (z.B. zwischen Propaganda und Protest, Ideologie, Aktivismus etc.) soll daher der Frage nachgegangen werden, inwiefern Medienwissenschaft sich in die Debatte um die verschiedenen Propaganda-Phänomene (mit oder ohne Anführungszeichen) einbringen kann und will

Was vermag Medienwissenschaft in diesem Themenfeld zu leisten?

Welche Chancen und Risiken verbinden sich für die medienwissenschaftliche Forschung mit einem neuen, gleichwohl vorbelasteten ‚Propaganda‘-Begriff und welche Rollen fallen Wissenschaftler*innen dabei zu?

Inwiefern eignen sich auch neuere medienwissenschaftliche Ansätze wie die Medienrhetorik zur Untersuchung ‚propagandistischer‘ Phänomene und zur Herstellung interdisziplinärer Brückenschläge?

Die genannten Punkte sowie jene weitere, die im (vor allen zeitlich beschränkten) Rahmen der Kurzvorträge und dem anschließenden Austausch adressiert wurden, konnten verständlicherweise nur ansatzweise behandelt werden. Gleichwohl boten die Ausführungen der Referentinnen und Referenten sowie die Anmerkungen und Fragen der Workshop-Teilnehmer*innen eine Vielzahl von anregenden Überlegungen, Argumenten und Ideen, die geeignet scheinen, das Denken von und den kritischen Umgang mit Propaganda voranzubringen. Und dies nicht nur, was die medienwissenschaftliche Konzeptionierung, Theoretisierung und Erforschung Problembegriffs und -objekts anbelangt.

Aus diesen Gründen habe ich auf dieser Seite den Schwerpunkt „Propaganda und Medienwissenschaft“ eingerichtet. Sie finden hier sukzessiv veröffentlicht die verschriftlichten und überarbeiteten Inputbeiträge der Referent*innen. Für die entsprechende Erlaubnis und Mitwirkung danke ich Kathrin Fahlenbrach, Jens Eder und Anne Ulrich sehr. Auch die Diskussion im Rahmen des Workshops soll hier transkribiert in absehbarer Zeit präsentiert werden.

Ziel ist dabei nicht zuletzt, besagte Diskussion in diesem Rahmen weiterzuführen, auszudehnen und für ein breiteres Publikum zu öffnen. Abhängig von der Annahme und Entwicklung der Debatte besteht ist auch langfristig die Möglichkeit einer Buchpublikation angedacht.

Bei Interesse können eigene Beiträge zur Fachdiskussion „Propaganda & Medienwissenschaft“ gerne an info @ online-propagandaforschung.de gesendet werden. Die Entscheidung über eine Veröffentlichung nach Prüfung – etwa auf sachliche und formale Mindeststandards hin – behalte ich mir allerdings vor; es besteht folglich kein Anspruch auf die Publikation von Einreichungen auf dieser Seite. Auch bitte ich um Verständnis, dass Beiträge nicht anonym oder unter Pseudonym veröffentlicht werden.

zyw


BEITRÄGE

Einführung: Zum Propaganda-Begriff – Aspekte seiner Problematik und Vorschläge zur Konzeption (Bernd Zywietz)

Kathrin Fahlenbrach: „Schwache“ und „starke“ Propaganda als Teil liberalen und anti-liberalen Protests

Jens Eder: Audiovisuelle Propaganda in hybriden Mediensystemen

Anne Ulrich: Postmoderne Propaganda aus medientheoretischer Perspektive: ein Impuls